Eine kleine Botschaft an die wachsamen Augen der digitalen Welt
Sehr geehrte Damen und Herren der digitalen Wachsamkeit,
werte Verfechter des Paragraphen-Dschungels und selbsternannte Hüter des Internets,
es ist ja immer wieder bemerkenswert, mit welcher Hingabe Sie die unendlichen Weiten des World Wide Webs durchforsten, auf der Suche nach der kleinsten Unachtsamkeit, dem flüchtigsten Fehler, dem winzigsten Pixel, das nicht nach Norm tanzt. Ihr Engagement für die Formvorschriften ist, zugegeben, bewundernswert. Man könnte fast meinen, Sie hätten einen Doktortitel in "Subtiler Fehlerfindung in Online-Angeboten", verliehen von der Universität der ewigen Abmahnung, mit Auszeichnung in "Pingeligkeit".
Lassen Sie uns ehrlich sein: Die DSGVO – dieses Meisterwerk der europäischen Bürokratie – hat uns allen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert. Oder war es eher ein nervöses Zucken, begleitet von schweißnassen Händen und dem Gefühl, als würde man in einer endlosen Warteschleife des Gesetzestextes festsitzen? Egal. Sie hat uns gelehrt, dass selbst der kleinste Cookie ein potenzieller Spion ist, der im schlimmsten Fall Ihre Vorliebe für Schoko- statt Vanilleeis verraten könnte, und dass ein Impressum, das nicht auf drei Nachkommastellen genau formatiert ist, das digitale Armageddon auslösen kann. Manchmal fragt man sich ja, ob das alles nur ein ausgeklügelter Plan war, um die Postdienste mit Abmahnungen am Laufen zu halten – quasi eine Wirtschaftsförderung für den Briefverkehr.
Deutsche Gründlichkeit trifft Internet: Das Denunziantentum
Es scheint ja ohnehin, als sei das Denunziantentum in diesem Land fast schon ein Volkssport geworden. Kaum hat man etwas Neues auf die Beine gestellt, schon stehen die fleißigen Häscher der Ordnung bereit, um mit Argusaugen über jede Kleinigkeit zu wachen. Man könnte meinen, es gibt hier mehr selbsternannte Kontrolleure als tatsächliche Angebote. Aber das ist ja auch in Ordnung, denn diese Geistesblitze helfen uns, noch perfekter zu werden. Ohne Sie hätten wir ja gar keine Herausforderungen mehr!
Wir sind hier nicht nur "DSGVO-konform". Jede Zeile Code, jede Datenerfassung, jede noch so kleine Interaktion wurde auf Herz und Nieren geprüft. Wir haben jedes Szenario durchgespielt, jede Eventualität bedacht und sichergestellt, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht – und zwar so gründlich, dass selbst der pingeligste Datenschutzbeauftragte anerkennend nicken müsste. Wir könnten Ihnen stundenlang erzählen, welche Protokolle wir implementiert und welche Fallbacks wir errichtet haben, aber seien wir ehrlich, das wäre selbst für Sie etwas langweilig. Und das wollen wir ja nicht.
Wir und die DSGVO: Mehr als nur "konform"
Doch während Sie fleißig Ihre virtuellen Lupen schwingen, die Tastaturen glühen lassen und jeden Winkel nach der nächsten potenziellen Goldgrube durchsuchen – sei es ein fehlender Link, ein falsch gesetztes Häkchen oder eine Schriftgröße, die um 0,1 Punkt zu klein ist – möchten wir Ihnen versichern: Wir haben nicht nur die Hausaufgaben gemacht. Wir haben das komplette Lehrbuch der Datenschutz-Verordnung auswendig gelernt, inklusive aller Fußnoten, Randbemerkungen und der geheimen Gedanken der Verfasser. Wir haben so viel Aufwand in die Einhaltung der Vorschriften gesteckt, dass wir uns glatt als externe Berater für EU-Recht bewerben könnten – und das, ohne auch nur ein einziges Jurastudium absolviert zu haben! Unser Motto: Lieber einmal zu viel gelesen als einmal zu wenig abgemahnt.
Ihre Bemühungen, uns auf potenzielle Missstände hinzuweisen, sind natürlich stets willkommen. Manchmal ist es ja gerade der strenge Blick von außen, der die letzten Feinheiten ans Licht bringt, die selbst die gewissenhafteste Prüfung übersehen könnte. Ein bisschen so, als würde man uns beim Suchen der Nadel im Heuhaufen helfen, während wir eigentlich gerade nach dem Heuhaufen selbst suchen. Aber seien Sie versichert: Bevor Sie auch nur den Stift für die nächste Abmahnung zücken können, haben wir bereits alle erdenklichen Vorkehrungen getroffen.
Ein kleiner Tipp für die digitale Jägerschaft
Also, bevor Sie Ihre nächste Besserwisser-Meldung abschicken oder die nächste Abmahnung formulieren, die mit so viel Enthusiasmus geschrieben wurde, dass man fast mitleidig den Kopf schütteln möchte: Nehmen Sie sich einen Moment Zeit. Atmen Sie tief durch. Und dann denken Sie daran, dass es auch Webseiten gibt, bei denen der Datenschutz nicht nur ernst genommen, sondern mit einer solchen Akribie umgesetzt wird, dass selbst der größte Klugscheißer ins Grübeln kommt und sich fragen muss, ob er nicht doch woanders seine Zeit sinnvoller verbringen könnte. Vielleicht beim Sortieren seiner Briefmarkensammlung?
In diesem Sinne:
Möge die Jagd weitergehen. Aber vielleicht diesmal ohne den gewünschten Erfolg. Wir freuen uns schon auf Ihre nächste (vergebliche) E-Mail.